Postpartales Stimmungstief
Das Postpartale Stimmungstief, auch als „Babyblues“ bezeichnet, ist die mildeste Form des Krankheitsbildes. Es handelt sich hierbei um einen leichteren kurzfristigen Verstimmungszustand in den ersten Wochen nach der Geburt, der meist innerhalb von Stunden bis Tagen wieder abklingt.
Neben der subdepressiven Stimmungslage ist der Babyblues charakterisiert durch ausgeprägte Stimmungslabilität, Traurigkeit, häufiges Weinen, allgemeine Irritierbarkeit, übermäßige Sorgen (meist um das Kind), Erschöpfung, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Appetitstörungen, Schlaf- und Ruhelosigkeit, und Konzentrationsschwierigkeiten. In der Regel wird der Babyblues nicht als krankheitswertig betrachtet und vergeht von selbst.
Warum die eine Frau erkrankt und die andere nicht, ist noch nicht endgültig geklärt. Jede Untersuchung bringt etwas Neues, die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich. Als mögliche Ursachen für eine postpartale Depression gelten Schwangerschaftsprobleme, ein Trauma bei durch eine schwere Geburt, Probleme mit dem Baby, ein zu niedriger Hämoglobinwert, eine Schilddrüsendysfunktion, schwierige soziale Verhältnisse und eine Veranlagung für depressive Erkrankungen. Experten gehen davon aus, dass in der Regel mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, damit die Krankheit ausbricht. Befördert wird eine Wochenbettdepression auch durch die unausgesprochene Abschaffung des Wochenbettes, durch Perfektionismus, der nicht erfüllt werden kann, und durch falsche Vorbilder, die suggerieren, Schwangerschaft und Geburt gingen völlig spurlos an einer Frau vorbei.
Die große Traurigkeit nach der Geburt wird oft nicht ernst genug genommen. „Die Situation der Frau wird verharmlost, weil die Depressionen mit den hormonell bedingten Heultagen, die nach kurzer Zeit vorüber sind, verwechselt werden“, sagt die Hamburger Psychologin Veronika Windsor-Oettel, die seit Jahren zu diesem Thema forscht. Sie litt nach der Geburt ihres ersten Kind selbst an der Krankheit und weiß, wie sich die betroffenen Frauen fühlen.
Postpartale Depression (PPD, Wochenbettdepression)
Eine Postpartale DepressionPPD kann jederzeit in den ersten zwei Jahren nach der Geburt entstehen. Typisch für die PPD ist eine schleichende Entwicklung; sie wird meist erst aufgrund von körperlichen Symptomen erkannt. 10–20 % der Mütter sind von PPD betroffen; auch rund 4% der Väter leiden nach der Geburt unter PPD
Das die Krankheit verharmlost wird, liege ihrer Meinung auch daran, dass sich die Symptome von Wochenbettdepression und Babyblues überlagern: Erschöpfung, Müdigkeit, Anspannung. Für die Frau und genauso für die Familie ist manchmal schwierig zu unterscheiden. Was ist der „normale Wahnsinn“ und was schon krankhaft? Anders als in England, wo man sich bei jungen Müttern selbstverständlich auch nach ihrem psychischen Befinden erkundigt, sind postpartale Depressionen bei uns noch kein großes Thema. In Vorbereitungskursen ist so gut wie nie die Rede davon. Die meisten Frauen, die an einer Depression erkranken empfinden durchaus auch etwas für ihr Baby – aber ihr Muttersein ist umhüllt von einer dunklen Wolke des Unglücks. Auch diese Fälle sind genauso behandlungsbedürftigt wie die ganz dramatischen.
In den Mutter-Kind-Kursen, bei der Babymassage oder in der Stillgruppe leiden die betroffenen Frauen besonders. Denn dort treffen sie all die Mütter mit dem „Glückseligkeitslächeln“ im Gesicht, die scheinbar alles ohne Probleme hinbekommen. Das bestärkt eine erkrankte Frau in dem Gefühl, sie sei die Einzige, die überfordert ist. Viele Frauen versuchen relativ lange, die Situation allein in den Griff zu bekommen. Oder sie empfinden sich quasi als Schwächling, der gar kein Mitgefühl erwarten darf. Dabei ist es genau das, was sie jetzt brauchen: Liebevolle Unterstützung und Bemutterung von Partner, Freunden und Familie sowie professionelle Hilfe von Experten.
Biologische Ursachen
- Die große körperliche Anstrengung während der Geburt.
- Die plötzliche körperliche Veränderung von Bauch, Brüsten, Stoffwechsel und Verdauung nach der Geburt.
- Das mögliche (Un-)Gleichgewicht der Hormone.
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